Was folgt auf Paris 2024?
Der 6. EOA-Kongress beleuchtete die Perspektiven nach den Olympischen Spielen in Frankreich
Abstimmung während der General Assembly. © EOA/Bourou Aggelakou Georgia |
Vom 24. bis 28. September wurde der sechste Kongress der Europäischen Olympischen Akademien (EOA) in der historischen Kulisse von Olympia, Griechenland, ausgerichtet. Expert*innen und Delegierte von 26 Nationalen Olympischen Akademien (NOA) aus ganz Europa debattierten über die „Perspektiven der Olympischen Bewegung nach den Spielen in Paris“. Damit bot die Veranstaltung ein internationales Forum, um die sich verändernde Rolle der Spiele in einer von politischen und sozialen Spannungen geprägten Welt zu erörtern.
Höhepunkte des Kongresses
Die Themenvielfalt spiegelte sich in vielfältigen Vorträgen und intensiven Diskursen wider, die das Erbe von Paris 2024 behandelten. Insbesondere ging es um die Herausforderung, gesellschaftliche Umbrüche mit den historischen Wurzeln der Olympischen Spiele zu vereinbaren.
Ansätze lieferte die erste Session „Das olympische Programm: Zwischen Tradition und Wandel“ mit Entscheidungsträgern wie Spyros Capralos, Präsident der Europäischen Olympischen Komitees, und Dr. h. c. Klaus Schormann, Präsident der Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM) und langjähriges Vorstandsmitglied der Deutschen Olympischen Akademie (DOA).
Eine wichtige Frage: Soll eine Sportart traditionelle Aspekte in den Vordergrund stellen oder regionalen Bestrebungen der Nationalen Olympischen Komitees gerecht werden? In Frankreich hatte z. B. die Aufnahme von Breaking als neue olympische Sportart Debatten über seine kulturelle Bedeutung und seinen Einfluss auf die Jugend ausgelöst.
Auch der Moderne Fünfkampf, der auf den „Gründervater“ der Olympischen Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin, zurückgeht, befindet sich im Wandel: Das traditionelle Reiten wich vor kurzem der „Obstacle Discipline“, einem standardisierten Hindernisparcours, wobei die Änderung als institutionelle Antwort auf die nach Tokio 2020 intensiv geführte Debatte zum Tierwohl zu verstehen ist.
Symbolischen Charakter hatte ein weiterer Höhepunkt, bei dem Klaus Schormann erneut eine zentrale Rolle spielte: Er pflanzte an der Stele Coubertins auf dem IOA-Campus einen Olivenbaum, um das Erbe der von Coubertin kreierten Sportart in die Zukunft zu tragen.
Fokus auf das Vermächtnis von Paris 2024
In den zwei weiteren Sessions wurden die Botschaften von Paris 2024 und die Zusammenarbeit der NOAs mit akademischen Institutionen analysiert. Prof. Dr. Dionyssis Gangas, Berater des IOA-Präsidenten, Prof. Dr. Arnaud Richard, Präsident der Nationalen Olympischen Akademie Frankreichs (ANOF), und Ioannis Psilopoulos, Generalsekretär der Europäischen Fairplay-Bewegung (EFPM), stellten dabei die politischen, medialen und sozialen Auswirkungen der Spiele heraus.
Vorträge von Nuria Puig Brandes, Senior Manager External Relations and Academic Programmes des Olympic Studies Centre (OSC), und Prof. Konstantinos Georgiadis von der Universität der Peloponnes sowie Akademischer Dean der IOA ordneten die Geschehnisse im akademischen Umfeld der Olympischen Bewegung ein. Georgiadis schilderte, wie viele Multiplikator*innen die IOA seit ihrer Gründung ausgebildet hat und in welchen Netzwerken sie aktuell aktiv sind.
An dieser Stelle kamen ausgewählte Studierende des M.A. Olympic Studies und des Postgraduierten-Seminars, das zeitgleich am IOA-Campus stattfand, zu Wort – unter ihnen auch Sofia Ceretta, die für die DOA als Delegierte am Postgraduierten-Programm teilnahm und von ihren Eindrücken berichtete.
Von der Theorie zur Praxis
Xenia Kourgouzova, Senior Education Manager des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), verdeutlichte globale Bildungstrends im Zusammenhang mit dem Olympic Values Education Programme (OVEP), das in zwei der zahlreichen interaktiven Workshops eingebettet wurde.
In den Bildungsmaterialien sieht die DOA eine große Perspektive für ihre zukünftige Ausrichtung von „Olympia ruft: Mach mit!“. Mit OVEP verfolgt das IOC eine globale Olympische Erziehung, die sich vielseitig auf nationale Bildungssysteme anpassen lässt. Die Materialien existieren in mehreren Sprachen und wurden u. a. von der Hellenischen Olympischen Akademie ins Griechische übersetzt. Daneben gewährleistet ein „Train the Trainer“-Programm einen hohen Qualitätsstandard. Die DOA ist mit dem IOC übereingekommen, OVEP übersetzen und vom Ausbildungsprogramm zu profitieren.
Schlussveranstaltung und EOA Flame Awards 2024
Der Kongress endete mit einem festlichen Gala-Dinner im Hotel Europa, bei dem der EOA Flame Award 2024 verliehen wurde. Über die Auszeichnung, bei der die DOA in der Kategorie „Olympic Education“ für ihre Unterrichtsmaterialien „Olympia ruft: Mach mit!“ Paris 2024 geehrt wurden, haben wir bereits hier informiert. Außerdem wurden zwei herausragende Projekte aus Griechenland zur olympischen Bildung und Frankreich zum olympischen Erbe prämiert.
Dr. Gerald Fritz, der als Direktor der DOA am 6. EOA-Kongress teilnahm, resümiert: „Die vier Tage in Olympia haben bei allen Teilnehmenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen und bestätigen das enge Netzwerk der Nationalen Olympischen Akademien. Als DOA blicken wir allen voran auf die Übersetzung der OVEP-Materialien für das deutsche Schulsystem, die unsere traditionellen Unterrichtsmaterialien erweitern und bei der wir uns eng mit der Hellenischen Olympischen Akademie, die bereits erfolgreich mit OVEP arbeitet, abstimmen werden.“
Quelle: DOA / EOA