„Wir haben einen tollen Job, der Spaß macht – das müssen wir wieder nach außen tragen“

Die Podiumsdiskussion nahm das Berufsbild "Trainer" unter die Lupe. © picture alliance

Die Trainerrolle ist eine sehr facettenreiche – das hat nicht zuletzt das 6. Biebricher Schlossgespräch in Wiesbaden wieder herausgestellt. Die Veranstaltung der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) mit rund 120 geladenen Gästen legte den Fokus ganz bewusst auf die Erwartungen und Aufgaben, denen sich Trainerinnen und Trainer im Sport stellen müssen. Neben Leistungsdruck spielt auch die pädagogische Verantwortung eine große Rolle – auch, wenn es um Fair Play geht.

Beispiele für herausragend faires Verhalten wurden im zweiten Teil der Veranstaltung mit der Verleihung des Fair Play Preises des Deutschen Sports an die Biathletin Lisa Hauser sowie die Rugby-Abteilung des USV Potsdam gewürdigt.

Die Rolle der Trainer in den Mittelpunkt rücken – das war die Absicht der 6. Auflage der Biebricher Schlossgespräche. Schon die Besetzung der Podiumsdiskussion trug dieser Ausrichtung Rechnung: Mit Ulla Koch und Jürgen Wagner gaben sich zwei Hochkaräter des Olympischen Sports die Ehre, mit Prof. Dr. Lutz Nordmann konnte zudem der oberste Trainerausbilder seine Erfahrungswerte einbringen. DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker erweiterte die Runde um eine systemische Perspektive und war so direkte Adressatin von strukturell-organisatorischen Anregungen.

Beim DOSB, so führte sie gleich aus, ist man sich der Bedeutung der Trainerinnen und Trainer sehr bewusst: „Wir müssen auch bei den Verbänden und in der Vereinsarbeit die Entwicklung des Trainers in den Fokus rücken. Denn die Trainerinnen und Trainer sind die entscheidende Ressource für die Weiterentwicklung eines Vereins.“

Für Jürgen Wagner, sowohl mit dem Herren-Duo Jonas Reckermann und Julius Brink als auch mit den Damen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst Olympiasieger im Beachvolleyball, steht eine übergeordnete Philosophie über allen Reform- und Konzeptvorschlägen. „Ohne eine übergeordnete Philosophie können noch so viele Konzepte erstellt werden – die Umsetzung bleibt dann schwierig.“

Beim Bemühen, die Wertschätzung für den Trainerberuf zu steigern, nahm Ulla Koch ihre eigene Berufssparte in die Pflicht. „Wir dürfen nicht immer nur jammern. Wir haben einen tollen Job, der Spaß macht – das müssen wir wieder mehr nach außen tragen.“ Über dieses positive Vorbild könne man dann auch erreichen, mehr Frauen von der Vereinbarkeit von Familie und Trainerberuf zu überzeugen.

Prof. Dr. Lutz Nordmann, Direktor der Trainerakademie und damit gewissermaßen oberster Trainerausbilder im deutschen Sport, sprach einen weiteren Aspekt an. Ehemalige Spitzensportlerinnen und Sportler seien zwar nicht per se für den Trainerberuf qualifiziert, aber: „Der Trainerberuf ist für mich ein Kernbereich der dualen Karriere. Wir brauchen leistungsfähige Trainerinnen und Trainer.“

Den Bogen zum Fair Play spannte schließlich Moderator Dieter Gruschwitz, der nach der Verantwortung der Trainer für gelingendes Fair Play des Gegners fragte. Nordmann schränkte diesbezüglich ein, Fair Play sei eher eine grundlegende Haltung, die bereits im Kindes- und Jugendalter gefördert werden müsse und nicht durch Lehrinhalte zu vermitteln sei. Wagner schlug eine praxisnahe Herangehensweise vor und nannte drei Orientierungspunkte für Athletinnen und Athleten, um Fair Play auch in Drucksituationen nicht aus den Augen zu verlieren: das Reglement, dessen Grenzen eine gewisse Erwartungssicherheit bieten, die unbedingte Sorge um die körperliche Unversehrtheit des Gegners sowie der Respekt vor dem Gegner als Person.

Fair Play – eine Haltung, die auszeichnet

Wie das gelingen kann, zeigten die Preisträgerinnen und Preisträger des Fair Play Preises des Deutschen Sports. Die Kategorien Sport und Sonderpreis zogen diesmal auf beeindruckende Art und Weise das Spektrum auf, in dem sich eine faire Gesinnung ausdrücken kann. Lisa Hauser ließ den Fair Play-Gedanken in einer spontanen Reaktion wortwörtlich greifbar werden: Nachdem sie ihrer Konkurrentin Vanessa Hinz auf den Stock getreten war, glich Hauser dieses Versehen aus und gab Hinz ihren Stock als Ersatz – ohne Rücksicht auf den dadurch entstandenen eigenen Nachteil im Wettkampf.

In der zweiten Kategorie, der Kategorie Sonderpreis, verhielt es sich mit dem Faktor Zeit genau gegensätzlich. Hier fand nicht eine singuläre Aktion, sondern jahrelanges Engagement die Anerkennung der Jury. Die Rugby-Abteilung des USV Potsdam trägt diese Haltung seit Jahren nach außen und lebt ein faires Miteinander und einen vorurteilsfreien Umgang im Handeln der Verantwortlichen den Kindern vor. Olympiapfarrer Thomas Weber würdigte in seiner Laudatio das ehrenamtliche Engagement, das den Menschen ohne Zweckorientierung in den Mittelpunkt stellt, und die investierte Zeit.

Gestiftet wird der Fair Play Preis des Deutschen Sports vom DOSB und dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS).

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